Trauerrede beim Begräbnis von Walter Schmiga
Als Vorsitzender des Freundeskreises Salzmannschule e.V., aber auch ganz persönlich als Hartmut Backe, Abitur-Jahrgang 1959, verneige ich mich vor Walter Schmiga als Pädagogen im Dienste der Salzmannschule von 1953-1991, als verständnisvollen Lehrer und für manchen von uns damals Jugendlichen auch intellektuelle Vaterfigur – zu diesen Jugendlichen gehörte auch ich, und als Repräsentant der Traditionspflege in einer von ihm geprägten besonderen Schnepfenthäler Erinnerungskultur.
Walter Schmiga hat die Schrecken des 2. Weltkriegs miterlebt, im Nachkriegsdeutschland in Leipzig studiert und in dem Staat Deutschlands gelebt und gewirkt, in dem freie Meinungsäußerung nicht ohne Weiteres möglich war. Für viele Menschen stellte sich die Frage, wo man nach dem Krieg anknüpfen sollte. Karl Korn schrieb 1946 im verwüsteten Berlin sein Büchlein "Die Rheingauer Jahre" mit Erinnerungen an seine Kindheit in Wiesbaden und Rüdesheim. Es berührt mich besonders, weil ich den Rheingau heute als ein Stück meiner Heimat empfinde. Seine Antwort war: "Wir müssen wieder anfangen, Traditionen zu bilden. Ein Anfang dazu scheint es mir, Erinnerungen zu haben." Es dauerte weitere 43 Jahre bis Dieter Raue bei der Gründung des Freundeskreises Salzmannschule e.V. am 04. November 1989 - also 5 Tage vor dem Fall der Mauer - etwas Ähnliches sagte "Wer Tradition bewahren will, muss sie kennen, sie akzeptieren, sie in sich aufnehmen…." Es versteht sich von selbst, dass Walter Schmiga zu den Gründungsmitgliedern dieses Vereins gehörte, aus dem der Freundeskreis Salzmannschule e.V. mit seiner heutigen Satzung hervorgegangen ist, und dessen Mitglied er bis zu seinem Tode mit stets wachem Interesse war. In seinem unermüdlichen Einsatz für den Zusammenhalt der Ehemaligen in dieser Zeit liegt Walter Schmigas bleibender Verdienst und dafür schulden wir ihm Dank.